Als auch die letzten Worte fielen und lautlos auf dem Asphalt zerronnen, stand die Welt still, der Lärm der Straßen zog sich zwischen den Häusern zurück, wie das Meer im Sog der Wellen das Ufer verlässt; alles fiel in eine bodenlose Stille - auch ihr Leben ... Ihre Zukunft verschwand in der schwarzen Leere als sie die Nachricht bekam, als das Leben ihres Sohnes nicht mehr, als eine Erinnerung an das Glück und Freude von einst geworden ... Doch der Verlust war stärker als die Erinnerung der ihr das Herz aus dem Leib gerissen, ihre Seele zerstört, den Rest ihres Lebens vergiftet - für sie gab nichts mehr auf der Welt, nur Schmerz und Ohnmacht ... Machtlos, dem Schicksal ausgeliefert saß sie am Rande ihres Weges, der sie in den schrecklichsten Alptraum geführt, der es für eine Mutter geben kann und aus dem kein Erwachen mehr gibt; wenn eine Mutter ihr Kind verliert, wenn sie da bleiben muss, wo ihr Kind nicht mehr ist, wenn sie weiterleben muss, ohne sein Lachen, seine Umarmung, seine Späße, ohne seine Aufmüpfigkeit und sein Zorn, ohne seine reumütigen Blicke, wenn es sie kränkte ... Das Leben geht weiter - doch wie soll das Leben weitergehen, wenn das Leben in ihr abgestorben, das, was ihr Auftrieb gab, den Sinn ihres Daseins ergab, für Mühsal und Kampf, damit das Kind eine bessere Zukunft hat, als sie einst gehabt - Auch die Stille um sie herum versank in der Sinnlosigkeit ihres Lebens, der Lärm der Straßen kroch zwischen den Häusern hervor, als wäre nichts geschehen, als hätte sie noch ihr altes Leben, als hätte sie noch einen Sohn, als wäre ihr Herz noch in ihrem Leib und ihre Seele heil, wie damals, bevor die Nachricht kam, bevor sie mit ihrem restlichen Leben in den bodenlosen, schwarzen Abgrund fiel, wo sie verzweifelt den Namen ihres Sohnes ruft - bis zu ihrem letzten Atemzug. © Ida Photo copyright by Jaime Bird (flickr)
Autor: Ida Moor
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