Wenn der Morgen noch kalt und dunkel, in den frühen Stunden einsam, ohne Menschen auf den Straßen ... Das Warten ist Alleinsein, Getrenntsein von der noch schlafenden Welt, bevor das Sonnenlicht die künstlichen Lichter unsichtbar macht und ihm die Dunkelheit weicht - dann ist man allein mit seinen schläfrigen Gedanken, die noch träge im Kopf kreisen, sich mit Gefühlen von gestern vermischen ... Gedanken von gestern, die auch heute wieder auferstehen, die einem folgen, wie lebendige Schatten, sich von der Vergangenheit nährend, ihren Hunger und Durst am Tränke verletzter Gefühle stillend - so retten sie sich immer aufs Neue, von Stunde zu Stunde, von gestern ins Heute, bis in die Zukunft ... Ewig locken die Gedanken von gestern die nach vorne gerichteten Blicke, auf das, was schon lange hinter einem liegt, vom Staub des Weges bedeckt, langsam erstickend, sich zwischen Steinen und Geröll windend, gegen das Vergessen kämpfend ... Man blickt nach vorne, doch man hört ihre Klagen aus der Ferne - sie wollen nicht begraben werden, das Herz aus ihren Fängen frei lassen, sie wollen für immer in Erinnerung bleiben, damit sie in der Seele weiter atmen können - Unsichtbar macht sie die Nacht, wenn der Schlaf die Lider schließt und die Seele zwischen den Sternen schwebt; doch Gedanken und Gefühle von gestern erwachen aufs Neue, wenn die farbenfrohen Träume verblassen, wenn man morgens, in den frühen Stunden, noch zwischen Realität und Traum, auf die Dämmerung wartend, im Alleinsein und Getrenntsein von der Welt den ersten Zug in den neuen Tag besteigt. © Ida Bildtitel: "Wintermorgen"
Photo copyright by Marco Winz (alltagsspuren.wordpress.com) Autor: Ida Moor
Neueste Beiträge von Bilder und Worte - LEBENSNAH-Blog per Email erhalten oder RSS-Feed abonnierenNEU ab Februar 2019: [ L Y R I K M E E R - die lyrische Art ] - von Ida Moor
0 Kommentare
Ihr Kommentar wird eingetragen, sobald er genehmigt wurde.
Hinterlasse eine Antwort. |
NEU!
|